4 Tage auf 4 Rädern

4 Tage über Stock und Stein zu den außergewöhnlichsten Naturschauspielen die Bolivien zu bieten hat. Das kann nur grandios werden.

Tag 1

Piep. Piiieeep. 06:08 Uhr. Der Wecker klingelt unerbittlich. Fröstelnd hüpfe ich unter die warme Dusche. Ein letztes Mal für unbestimmte Zeit. Dann werden die restlichen Sachen in den Rucksack geworfen — ohne auch nur den Schimmer einer Ahnung zu haben mit was für Wetterbedingungen wir es nun eigentlich tatsächlich zu tun haben werden. Pünktlich um halb acht werden wir von unserem World White Travel Minibus abgeholt. Schnell werden noch zwei weitere Mitabenteurer eingesammelt und dann wird erst einmal — Überraschung — gewartet. Denn das chilenische Ausreisebüro öffnet erst um Punkt acht Uhr. Halb neun haben wir dann alle Fünf unseren offiziellen Ausreisestempel im Pass.

Nun stehen uns noch gut 50 Kilometer bis zur bolivianischen Grenze bevor. Die Straße ist gut und das Wetter top. Es werden die ersten Frühstücksbrote ausgepackt, die wichtigsten Fakten übereinander ausgetauscht, bolivianische Einreiseformulare ausgefüllt und der Ausblick genossen. Nur der etwas in die Jahre gekommene Minibus treibt uns Sorgenfalten auf die Stirn. Unser Fahrer ist hoch motiviert und will möglichst als Erster unser Ziel erreichen, aber das dauernde Stoppen und das Aufheulen des Motors bei Geschwindigkeiten über 50 Km/h lassen doch erhebliche Zweifel aufkommen. Kurz darauf überholen uns die ersten Motorräder.

Wir nehmen die Ruta 27 in Richtung des argentinischen Grenzüberganges Jama. Nach ein paar Kilometern hüllt sich die Straße in einen Nebel aus Wolken. Die Sicht ist stark eingeschränkt, aber unser Fahrer scheint dieses Phänomen zu kennen und eine Höchstgeschwindigkeit von 45 Km/h lässt einen trotzdem entspannt zurücklehnen. Dann verlassen wir die Ruta 27 und biegen auf eine unbefestigte Schotterpiste ab. Noch 5 km und dann wird auf Geländewagen umgestiegen. Die Aufregung steigt. Die Landschaft wird schlagartig karger. Mitten im Nirgendwo taucht eine Baracke auf — das boliviansche Grenzbüro.

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Wir sind jetzt auf knapp 4400 m und als wir aussteigen fährt uns die Kälte augenblicklich in Mark und Bein. Im Eiltempo werden Mützen, Schals, Handschuhe und dicke Jacken rausgekramt. Wir bibbern. Jetzt zeigt sich auch, warum unserer Fahrer soviel Wert darauf gelegt hat, als Erster hier oben anzukommen. Konnten wir unsere Formalitäten noch in Ruhe hinter uns bringen und die fast unheimliche Stille auskosten, kommen die Minibusse nun im Sekundentakt an.

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In der Zwischenzeit nehmen wir gemütlich unser südamerikanisches Frühstück zu uns und beobachten das lustige Treiben. Die Schlange am Einreisebüro wächst und wächst und wächst. Liegt wohl auch daran, dass nur zwei kleine traurige Schreibtische vorhanden sind, um den täglichen Andrang zu bewältigen: Einreise und Entgeltentrichtung. Wenn man nicht gerade mit dem Glück eines europäischen Passes gesegnet ist, wird man an fast an jeder Grenze zur Kasse gebeten.

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Kurz darauf werden auch schon unsere großen Backpacks aufs Dach geschnallt und ab geht die Fahrt in unserem weinroten, 16 Jahre alten, aber sich noch in sehr gutem Zustand befindenden Toyota Land Cruiser. Zumindest für ganze 7 Minuten. Mit Betreten des Reserva nacional de fauna andina Eduardo Avaroa wird ein obligatorischer Obolus von 150 Bolivianos pro Person fällig. Die Benutzung der Toiletten nicht inklusive und — zack — ist man weitere 3 Bolivianos los. Dann aber geht es endlich los.

Unser erster Halt ist die Laguna Blanca. Das weiße Wasser spiegelt die imposante Bergkulisse wider und auch die ersten vereinzelten Flamingos begrüßen uns. Endlich ist auch die Sonne zurück und die überwältigende Stille wird nur durch das Verstauen unserer Wintersachen im Jeep und das Klicken der Digitalkameras unterbrochen.

Wenige Fahrminuten entfernt befindet sich die Laguna Verde.

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Wir machen uns auf den Weg zu den Aguas Termales de Chalviri. Auf dem Weg dorthin durchqueren wir die Desierto Salvador Dalí, die ihren Namen ihrer farblichen Ähnlichkeit zu den Werken des großen Künstlers verdankt. Es wirkt alles etwas surreal.

Wir schlüpfen in unsere Badesachen und springen in die 35 Grad heißen Thermalquellen — bei einer Außentemperatur von 10 Grad. Glücklicherweise sind wir nur zu Sechst und können uns tatsächlich für einen kurzen Augenblick völlig entspannen. Ich schließe die Augen. Bolivien. Warme Quellen. Unbeschreibliche Natur. Ich lächle.

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Nach 40 Minuten geht die Fahrt weiter. Wir gelangen nun zum Gesyirfeld El Tatio. Dem größten Geysirfeld der Südhalbkugel mit knapp 80 Geysiren. Doch das Erste was sich bemerkbar macht, ist der Geruch. Verfaulte Eier. Angewidert rümpfen wir die Nasen. Schwefel. Unser Guide warnt uns, nicht zu nahe an die aktiven Geysire heranzutreten, da selbst der Dampf noch eine Temperatur um die 70 Grad hat und somit böse Verletzungen auslösen kann. Nach kurzer Zeit sitzen wir wieder im Jeep.

Unser Guide ist ein lustiger, ruhiger Bolivianer mit dem Namen Hugo. er spricht nur Spanisch, bemüht sich aber um eine klare und langsame Aussprache und versucht alle unsere Fragen zu beantworten. Sein Auto ist sein ganzer Stolz, was sich auch in seinem Fahrstil widerspiegelt. Vorsichtig und manchmal auch etwas langsamer als die anderen Fahrer, bringt er uns über verschlammte Straßen immer weiter ins Landesinnere.

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Um uns auch ja keine Erfahrung vorzuenthalten, lässt er uns uns großzügig aus seinem Coca-Blätter-Vorrat bedienen. Skeptisch blicken wir alle das Grünzeug in unserer Hand an. Hugo lacht uns ein wenig aus, da wir uns natürlich nicht die übliche Portion von einer ganzen Hand voll zugetraut haben, sondern nur fünf, sechs Blätter zwischen unseren Fingern halten. Zaghaft kauen wir auf dem Kraut herum. Sofort breitet sich ein bitterer Geschmack im Mund aus. Etwas angewidert verziehe ich das Gesicht. Hugo hält mir einen Block Stevia hin. Ich breche mir auf Anraten nur ein winziges Stück ab, aber die Wirkung ist beeindruckend. Die Süße überdeckt augenblicklich jedwede Bitterkeit. Bis zu 30 Minuten werden die Blätter im Mund belassen. Nach ein paar Minuten setzt die erst übliche Nebenwirkung ein: Meine Zungenspitze wird taub. Ich gebe auf, für mich ist das einfach nichts.

Das Kauen von Coca-Blättern ist in den Anden sowie im Tiefland des Gran Chaco seit Jahrhunderten verbreitet. Die Blätter werden als Genussmittel, als Nahrungsergänzungsmittel, für kultische und medizinische Zwecke genutzt. Sie helfen Hunger, Müdigkeit und Kälte zu verdrängen und sind sehr wirksam gegen die Höhenkrankheit, da sie die Sauerstoffaufnahme verbessern.

Wir erreichen unsere Herberge für die erste Nacht. Ein flacher Steinbau im Nirgendwo. Die Kargheit der Landschaft wird in dem trostlos wirkenden Bau perfekt wiedergegeben. Alles wirklich lieblos zusammengezimmert. Aber unsere fünf Betten sind mit ordentlichen Kissen, sowie dicken Decken ausgestattet und es ist sauber. Die mit kleinen Erdbeeren versehene Igelit Tischdecke, die schon meine Großmutter besaß strahlt sogar etwas heimeliges aus. Wir bekommen ein überraschend schmackhaftes Mittagessen serviert und nur die fehlende Falsche Wein ist das sprichwörtliche Haar in der Suppe.

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Auf unser Drängen hin unternimmt unser Fahrer mit uns am Nachmittag noch einen Abstecher zur Laguna Colorada.

Der See hat seinen Namen aufgrund seiner auffälligen roten Färbung, die von der vorherrschenden Algenart und vom hohen Mineralstoffgehalt seines Wassers hervorgerufen wird. Der auch den dort lebenden Flamingos seine Farbe verleiht. Der See ist für seine großen Bestände von Flamingos der drei Arten Chileflamingo, Gelbfuß- oder Andenflamingo und James- oder Kurzschnabelflamingo bekannt.

Unterhalten werden wir an diesem Abend von Francisco, einem knapp Achtjährigen Junge aus der Nachbarstadt, der für seine Schule Geld sammelt und eine Leidenschaft für Origami besitzt. Wie gut, dass unser mitreisender Asiate natürlich ein Origamiset dabei hat und großzügig Papier und Anleitung teilt. Als es langsam dunkel wird, wird noch einmal gespeist und um halb zehn liegen wir alle im Bett. Von wegen! Wie sich herausstellt, liegen Bolivien und Chile in unterschiedlichen Zeitzonen. Tatsächlich ist es sogar erst halb neun. Unsere Müdigkeit interessiert die Uhrzeit zum Glück nicht und nach kürzester Zeit schlummern wir alle tief und fest.

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Tag 2

Am nächsten Morgen krabbeln wir alle gegen 07:00 Uhr noch etwas erschöpft aus den Betten. Jeder von uns hat auf seine eigene Art ein wenig mit der Höhe zu kämpfen. Nur unseren vietnamesischen Mitfahrer hat es völlig ausgeknockt. Armer Kerl. Aber tapfer steigt er dann doch ins Auto.

Heute geht es bis nach Uyuni hoch, von wo aus wir dann am nächsten Morgen endlich unser eigentlich Ziel, die Salar de Uyuni erreichen werden.

Doch vorerst geht es zum Arbol de la Piedra. Dieser bildet auch gleichzeitig den Mittelpunkt der Desierto Siloli. Das obligatorische “Ich-war_da”-Foto wird geschossen und man wandelt noch ein wenig zwischen den bizarren Gesteinsformationen her. Doch schnell wird es uns zu voll und so nötigen wir unseren Fahrer, sich von seinem netten Plausch loszureißen und uns flink zum nächsten Punkt unserer Route zu bringen.

Der Laguna Honda. Sie ist die Tiefste der sich im Nationalpark befindenden Lagunen und so auch zu ihrem Namen gekommen. Es gibt einen natürlichen erhöhten Aussichtspunkt über die Lagune und wir genießen für wenige Momente die völlige Stille. Die Sonne erwärmt unsere noch müden Körper, die Luft ist frisch und klar, nur vereinzelt zeigt sich ein Wölkchen am Himmel. Der Blick geht ins Endlose. Ein Gefühl der Weite breite sich aus, wir atmen tief durch und versuchen diesen Augenblick in unserem Inneren festzuhalten.

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Doch die Fahrt muss weitergehen und so sitzen wir wenig später auf unseren angestammten Plätzen in unserem treuen Gefährt. Unser nächstes Etappenziel ist die Laguna Hedionda — die stinkende Lagune. Der Weg, der an der Lagune vorbeiführt liegt etwas oberhalb und so müssen wir ein paar Meter absteigen. Während wir uns noch fragen, woher sie ihren Namen wohl hat, steigt uns ein etwas strenger Geruch in die Nase. Die Tierwelt jedoch scheint dies nicht abzuschrecken. Wieder können wir eine Unzahl von Flamingos und Vögeln beobachten.

Als der Himmel sich zuzieht, steuern wir schon unseren nächsten Haltepunkt an. Das Wetter wird jedoch immer ungemütlicher, so stoppen wir nur kurz an der Laguna Cañapa.

Durch das Valle de las Rocas, mit seinen riesigen Gesteinsbrocken, die aussehen als hätte vor Uhrzeiten ein Titan sie dort achtlos hingeworfen, führt uns unser Weg nach Villa Alta, wo wir zum Mittagessen einkehren. Diesmal eher eine geschmackliche Enttäuschung.

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Hatte sich die Sonne auf unserem Hinweg noch einmal aufgebäumt, folgt nach dem Mittagessen ein Temperatursturz mit starkem Regen. Man kommt mit dem Entledigen, sowie dem darauffolgenden hektischen Überwerfen von Kleidungsstücken kaum noch hinterher, so schnell wechselt hier das Wetter. Nach wenigen Minuten ist auch dieser Spuk wieder vorbei. Nur die Straße wurde noch mehr in Mitleidenschaft gezogen. Mittlerweile haben sich ganze Seengebiete gebildet, die unser Fahrer versucht so oft wie möglich zu umfahren, bei fehlender Alternative aber auch durchqueren muss. Der Minibus der uns kurz nach der Stadt noch übermütig überholt hatte, liegt nun im Graben. Einfach weggerutscht. Aber Insassen, sowie Auto, sind ohne Schrammen, nur mit dem Schreck in den Gliedern, davongekommen. Nur wird der Abschleppdienst wohl eine etwas längere Anfahrt haben.

Am frühen Nachmittag erreichen wir San Cristobal. Eine kleine Ortschaft, die für uns an diesem Tag nur einen kleinen Markt, sowie einen Toilettengang bereithält. Über die unbefestigte Ruta 5 geht es dann auch schnell weiter nach Uyuni. Genauer gesagt zum berühmten Cementerio de los Trens, ein paar Kilometer südlich der Stadt.

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Um 17:00 Uhr erreichen wir unsere Schlafstätte für die zweite Nacht. Diesmal gibt es für Manuel und mich sogar ein privates Doppelzimmer. Wie auch schon in der Unterkunft davor, ist alles sehr einfach aber völlig ausreichend gehalten. Sogar Strom ist hier 24 Stunden am Tag verfügbar und in kürzester Zeit sind alle Steckdosen belegt. Und auch die kalten Duschen werden dankend angenommen.

Zu Fünft machen wir uns auf, die Stadt zu erkunden und das Unmögliche zu schaffen: Eine Flasche Wein und Bier für das anstehende Abendessen zu besorgen.

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Es gibt eine Art Einkaufsmeile, der man die Versuche ansieht, sich herauszuputzen, aber so recht klappen mochte es damit nicht. Der Rest der Stadt kann seine Herkunft als Arbeiterstadt nicht verbergen. Von vielen Gebäuden steht nur ein Rohbau, der nie vollendet wurde. Die restlichen Häuser wirken heruntergekommen. Alles wirkt trist und ärmlich. Kein Ort, der zum Bleiben einlädt. Auch die Menschen begegnen einem eher mit Zurückhaltung.

Nach unserer Pflichterfüllung zieht es uns zielstrebig zurück ins Hotel. Ein zünftiges Abendessen wird aufgetischt und wir langen alle ordentlich zu. Nachdem der Wein geleert und das letzte Bier getrunken ist, trollen wir uns frühzeitig in unsere Betten. Obwohl wir die meiste Zeit im Auto verbringen, sind wir doch ausgelaugt und das drohende Weckerklingeln um 04:00 Uhr morgens tut sein Übriges.

Tag 3

Nach einer kurzen Nacht geht es dann am dritten Tag im Dunkeln endlich los Richtung Salar de Uyuni.

Doch schon im schwachen Licht wird deutlich, dass wir wohl nicht viel von dem erhofften Sonnenaufgang miterleben werden. Der Himmel ist von Wolken überzogen und macht uns so einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Trotzdem erleben wir ein ganz besonderes Naturschauspiel. Es bläst ein eisiger Winter. Der Himmel färbt sich in den verschiedensten Blauschattierungen, die von der Salar gespiegelt werden. Der Horizont verschwimmt. Manuel und ich halten uns an den in Handschuhe eingepackten Händen. Man hat das Gefühl inmitten des ewigen Eis zu stehen. Alleine. Keine Menschenseele weit und breit. Eindrucksvoll und erschauernd.

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Im Rücken haben wir ein altes Salzhotel, das Playa Blanca. Seine besten Zeiten hat es schon lange hinter sich, die große Halle wird aber weiterhin als Frühstücksplatz für die Touristen genutzt. Froh der Kälte für einen Moment entronnen zu sein, genießen wir unseren wärmenden Kaffee. Die Fahrer am Nebentisch starten gesünder in den Tag: mit Cerealien, Wasser, Hopfen und Malz. Im Minutentakt werden die Bierflaschen geleert. Hugo hingegen hat sich für ein Nickerchen in seinen Jeep zurückgezogen. Unser Hugo. Ich mag ihn.

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Es hatte über Nacht geregnet und da das Wasser auf Grund der Salzkruste nicht versickern kann, steht die Salar knapp zwei Zentimeter unter Wasser. Jetzt machen sich unsere Gore-Tex Schuhe endlich einmal bezahlt. Die Flip-Flop und Turnschuh-Touristen haben da deutlich schlechtere Karten. Unseren Vormittag verbringen wir damit, die üblichen albernen touristischen Fotos zu schießen. Aber wir haben dabei eine Menge Spaß.

Auf dem Rückweg stoppen wir auf dem Markt eines kleinen Örtchens am Rande der Salzwüste. Der ist vollgestopft mit Ständen, die allerlei Souvenirs, Krimskrams und die berühmten Lama-Pullover bereit halten. Aber außer einem Bier für unseren Amerikaner wandert nichts über die Ladentheke.

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Für ein kurzes Mittagessen kehren wir nochmal in unser Hotel in Uyuni zurück. Für unseren Fahrer ist der Feierabend nach drei anstrengenden Tagen nun schon in greifbarer Nähe, so dass er zum ersten Mal hektisch wird und uns dann auch nur mit einer kurzen aber freundlich Verabschiedung am Büro des Tourveranstalter ablädt. Die Sekretärin empfängt uns und erklärt, dass unsere Rückfahrt erst gegen 15:30 Uhr los gehen würde. Ein Blick auf die Uhr verrät uns, dass das nun einen Aufenthalt von 3 Stunden in dieser eintönigen Stadt zur Folge hat. Genervt ziehen wir von dannen. Also vershoppen wir ein wenig Geld für Souvenirs, trinken Bier und lassen uns von der Sonne erwärmen.

Pünktlich halb vier, werden wir dann mit drei weiteren Personen in einen neuen Jeep mit neuem Fahrer gesteckt. Zwei junge — und zum Glück schmale — Finninnen müssen sich die wirklich enge Kofferraumbank teilen. Wir quetschen uns mit unseren Daypacks, Essenvorräten und Wasserkannistern zu dritt auf die Rückbank. Eingepfercht verbringen wir so die nächsten fünf Stunden einer Fahrt über Stock und Stein. Ein kurzer Auslauf wird unseren Beinen nur bei einem kleinen Stopp im schon bekannten San Cristobal gegönnt.

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Wir kommen an, als die Karnevalsparty der Stadt so richtig im Gange ist und während die Einen sich durch die Menschenmengen zur Kirche kämpften, warteten Sandra und ich lieber im Schutze unseres Wagens auf die Weiterfahrt. Ein beliebtes Karnevalsritual hier ist nämlich das gegenseitige bewerfen mit Wasserballons. Ein Brauch der natürlich besonders den Kindern gefällt. Und da wir unbewaffnet waren, wollten wir es dann doch lieber nicht auf einen offenen Kampf ankommen lassen. Alternativ steht auch bespucken ganz hoch im Kurs. Beides soll nämlich Glück bringen. Andere Länder, andere Sitten.

Mit neuen Coca-Blättern ausgestattet, wird die Fahrt dann auch endlich fortgesetzt. Nachdem wir über Stunden im Nirgendwo herumgekurvt waren, erreichten wir gegen halb neun Uhr abends dann endlich unsere letzte Unterkunft für die Nacht. Abendessen, Wein, Bett, Schlafen. Die übliche Routine hat sich schon eingespielt. Besonders da auch der nächste Tag wieder um 04:30 Uhr beginnen soll.

Tag 4

Der erste Wecker klingelt, wir schlüpfen in unsere Klamotten, putzen die Zähne und sind zu Abfahrt bereit. Nur unser Fahrer hat natürlich verschlafen. Unter lautem an die Tür Gehämmere holen wir ihn aus dem Bett, er stammelt eine kurze Entschuldigung, ist aber sofort startklar. Nach 3,5 stündiger Holperfahrt kommen wir endlich an der bolivianischen Grenze an.

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Was nun folgt, kannten wir ja bereits schon: Ausreisestempel abholen, frühstücken, in den Minibus einsteigen, einen Haufen chilenischer Formulare ausfüllen, einen Höhenunterschied von 2000 Meter überwinden und schon sind wir an der chilenischen Passkontrolle in San Pedro de Atacama. Auch hier geht wieder alles recht flott: Einreisestempel bekommen, Sachen durchleuchten lassen, den vergessen Apfel unter einem schuldbewussten Lächeln dem Grenzbeamten geben und dann von dem Minibus in Zentrumsnähe abgesetzt werden. Die letzten Meter bewältigten wir dann zu Fuß, um dann endlich nach vier ziemlich außerordentlichen, aber auch kräftezerrenden Tagen, in der friedlichen Oase unseres Hostels anzukommen.

Ein kaltes Bier, eine warme Dusche, Kontakt zur Außenwelt und schon fühlen wir uns wie neu geboren. Nun wird erst einmal ausgespannt!

Fazit

Wir haben uns für den Anbieter World White Travel auf Grund einer Empfehlung entschieden und waren im Gesamten sehr zufrieden. Unsere Unterkünfte waren minimalistisch, aber sauber. Das Essen soweit schmackhaft. Unser Fahrer nett, hatte einen umsichtigen Fahrstil und war immer daran interessiert diese Tour ganz nach unseren Wünschen zu gestalten.

Nichtsdestotrotz ein paar Tips: Lagenlook. Abends und auch tagsüber war es stellenweise immer wieder sehr kalt. Wenn man einen eigenen Schlafsack hat, kann man den gerne mitbringen, jedoch waren unsere Unterkünfte auch immer mit entsprechendem Bettzeug ausgestattet. Aber im Eigenen schläft es sich bekanntlich ja besser. Snacks für die Fahrt sind wichtig. Man denkt zwar drei Mahlzeiten am Tag sollten völlig ausreichend sein, aber es ist unglaublich wie viel Hunger man auch zwischendurch noch entwickeln kann. Statt sich mit einem Wasserkannister à 6 Litern abzuquälen, direkt auf ein Sixpack Wasserflachen umsteigen. Kein lästiges Umfüllen und es lässt sch auch besser verstauen. Etwas zur Beschäftigung mitbringen. Man benötigt 150 Bolivianos für den Eintritt in den Nationalpark, jedoch muss man für jede Toilette auf dem Weg extra bezahlen. Also sollte man mindestens 100 Bolivianos mehr im Geldbeutel haben. Und die Rückfahrt nach San Pedro de Atacama ist nochmal ein kleiner Kraftakt. Wenn es sich also reisetechnisch anbietet, nur die Dreitagestour machen. Und Uyuni ist eigentlich keinen längeren Aufenthalt wert. Auch die Hostels vor Ort glänzen nicht gerade mit Gemütlichkeit und Charme. Also am Besten für den selben Abend noch die Weiterfahrt buchen.

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Kategorien Bolivien
Franzi

über

Mit dem RFD Reiseblog kann ich meine größte Leidenschaft - das Reisen, mit meinem liebsten Hobby - dem Schreiben, verbinden. Neue Sprachen erlernen und die exotischen Küchen aller Welt testen. Ich bin nämlich auch ein kleines Leckermaul und ein gutes Essen kann einen blöden Tag retten. Mein nächstes großes Ziel: mein Tauchschein!

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