30 Stunden Busfahrt von Lima nach Guayaquil

450 Euro pro Person?! Von Lima nach Guayaquil?! Das ist einfach zu teuer. Wenige Wochen vorher haben wir für einen Flug von Santiago de Chile nach La Paz knapp 1/3 bezahlt. Also nicht fliegen. Die einzige Alternative: eine 30 stündige Busfahrt durch den Norden Perus. Der Bus Lima Guayaquil. Ganz wohl ist mir dabei nicht. Viel haben wir gehört über Überfälle bei denen mit Waffengewalt ganze Reisebusse ausgeraubt werden und man sogar gezwungen wird die Kleider, die man am Leibe trägt abzugeben. Ganz zu schweigen von dem obligatorischen Übel einer 30 stündigen Busfahrt in Südamerika. Aber gut. Wir wollen es wagen. Manuel recherchiert und entscheidet: nur mit Cruz del Sur, das sind die Besten.

Bus Lima Guayaquil Cruz del Sur

Als wir uns an diesem Mittag mit einem prall gefüllten Futterbeutel auf den Weg zum Busterminal machen sind alle Zweifel verschwunden. Wir haben unsere Lieblingsplätze oben in der erste Reihe bekommen und alle Berichte über unsere Busgesellschaft sind durchweg positiv. Gut es ist leider nur Semi-Cama und es sind immer noch 30 Stunden – 30 Stunden! habe ich das schon erwähnt?! Aber mittlerweile sind wir ja hart im Nehmen und so ein bisschen haben wir beide diese langen Busfahrten sogar schon vermisst.

Cruz del Sur ist eine der größten Busgesellschaften in Peru und verkehrt auf der internationalen Strecke zwischen Peru und Ecuador täglich. In Lima haben sie sogar einen eigenen Busbahnhof.

Für deutsche Verhältnisse sind wir etwas spät dran, da wir uns offiziell mindestens 1 Stunde vorher am Terminal einfinden sollten und uns nun nicht mal mehr eine halbe Stunde bleibt, aber was soll’s.

Bus Lima Guayaquil Cruz del Sur

Angekommen am Busbahnhof müssen wir zuallererst unsere im Internet erworbenen Belege gegen offizielle Bustickets eintauschen. Wie immer müssen wir dazu eine Nummer ziehen. 325. Aktuell dran ist Nummer 286. Wir schlucken. Also den Gringo Bonus auspacken und sich dreist vordrängeln, hilflos kucken und das Spanisch ein wenig gebrochener klingen lassen, damit auch niemand auf die Idee kommt, man würde Zurechtweisungen verstehen. Etwas genervt, aber trotzdem überaus freundlich hilft mir die Dame am Schalter weiter. Während man in Deutschland die Antipathien der gesamten Schlange auf sich ziehen würde, lächeln die Peruaner nur vor sich hin. Die kennen das schon. Und zum Glück ist mein Anliegen innerhalb von drei Minuten bearbeitet und ich stehle mich mit einem entschuldigenden Lächeln auf den Lippen davon. Wir geben unserer Rucksäcke am Gepäckschalter ab und ziehen uns in den Wartebereich zurück. Dann werden wir auch schon aufgerufen: „Alle Passagiere, gebucht auf den Bus Lima – Guayaquil bitte zum internationalen Ausgang 3.“ Ui es geht los. Das ist unser Bus Lima Guayaquil. Eine Ticketkontrolle und einen manuellen Securitycheck später, sitzen wir auf unseren Erste-Reihe-Plätzen und ich freue mich über ein Kissen und eine eingeschweißte Decke. Mit circa 15 minütiger Verspätung setzt sich unser neues Zuhause dann auch in Bewegung.

Bus Lima Guayaquil Cruz del Sur

Die Stunden vergehen ohne besondere Vorkommnisse. Die junge Dame rechts von mir schafft es tatsächlich fast die komplette Zeit durchzuschlafen, was ich mit einem neidischen Auge und einem genervten Ohr – sie schnarcht nämlich ungemein laut – mitverfolge. Um die Passagiere ruhig zu stellen, werden wir mit einem Film nach dem anderen versorgt, 9 sind es final an der Zahl. Ich glaube nun habe ich endgültig die viereckigen Augen vor denen meine Mutter mich immer gewarnt hatte.

Wir bekommen Abendessen, Frühstück und Lunch serviert. Wie erwartet keine kulinarischen Höchstleistungen, aber wir haben ja vorgesorgt. Bewundernd angemerkt sei, dass Manuel beim Buchen der Tickets uns als Vegetarier ausgewiesen hatte und wir auch tatsächlich immer das entsprechende Essen bekommen.

Und ich friere tatsächlich kein einziges Mal. Warm dagegen schon eher. Warum eine einigermaßen gemäßigte Kabinentemperatur so ein unüberwindbares Problem darstellt, ist mir zwar nicht wirklich klar, aber man freut sich ja schon über jede minimale Verbesserung.

Bus Lima Guayaquil Cruz del Sur

Die Toiletten – es gibt zwei an Board – sind sauber und können zu jeder Zeit benutzt werden – ja auch das ist mitunter eine Besonderheit. Und abgesehen von der einen Frau, die sich partout nicht entscheiden kann auf welchem Sitz es denn nun am Schönsten ist und sage und schreibe 15 Mal den Platz wechselt, sind die Mitreisenden allesamt angenehme Mitfahrer.

Gegen halb drei am nächsten Mittag kommt unser Bus Lima Guayaquil dann endlich an der ecuadorianischen Grenze an. Hier gibt es dann erstmal einen Zwangsaufenthalt von fast 1,5 Stunden bis sich alle einen Ausreise – sowie Einreisestempel abgeholt haben. Dafür aber auch die erste positive Überraschung: Im Grenzkiosk gibt es eisgekühlte Cola Light. Endlich nach 1,5 Monaten wieder Cola Light. Ein Traum.

Die nächsten Stunden im Bus von Cruz del Sur vergehen wie im Fluge und gegen 21 Uhr sind wir dann endlich im Hostel. Todmüde fallen wir ins Bett. Nichtmal mehr für ein Abendessen reicht unsere Kraft noch.

Insgesamt sei noch angemerkt, dass wir uns zu keiner Zeit unsicher gefühlt haben. Alle Busfahrer sind sehr sicher und vorausschauend gefahren. Wo wir reihenweise in den verschiedensten Todeskurven von anderen Bussen und Tanklastern überholt wurden, blieben die Fahrer von Cruz del Sur gelassen. Auch hat der Bus bis auf die fliegenden Fahrerwechsel nirgends gestoppt. Ein weiterer wichtiger Sicherheitsaspekt.

Bus Lima Guayaquil Cruz del Sur

 

Bus Lima Guayaquil Cruz del Sur

 

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Busgesellschaft: Cruz del Sur
Dauer der Fahrt: knapp 30 Stunden
Preis pro Person: 272 PEN
Fazit: drei Daumen nach oben für den Bus Lima Guayaquil
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Kategorien Ecuador Peru
Franzi

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Mit dem RFD Reiseblog kann ich meine größte Leidenschaft - das Reisen, mit meinem liebsten Hobby - dem Schreiben, verbinden. Neue Sprachen erlernen und die exotischen Küchen aller Welt testen. Ich bin nämlich auch ein kleines Leckermaul und ein gutes Essen kann einen blöden Tag retten. Mein nächstes großes Ziel: mein Tauchschein!

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