Atemberaubendes La Paz

Links neben uns ist der Titicacasee am Horizont zu erkennen. Überall hängen dunkle Gewitterwolken dicht über der 4000 Meter hohen Ebene. Wir befinden uns bereits im Landeanflug auf den internationalen Flughafen von La Paz und von hier oben wirkt die Landschaft unten surreal. Fast so, als würden wir uns auf dem direkten Weg nach Jurassic Park befinden. Ich meine sogar den ein oder anderen Tyrannosaurus ausgemacht zu haben. Auch über La Paz, das in einem gigantischen Talkessel liegt, hängen furchteinflößende schwarze Wolken. Im Vergleich zu den steilen Bergwänden, die La Paz umschließen, wirken die Hochhäuser in dessen Mitte wie kleine Modellbauten. Noch eine letzte Warteschleife über der Stadt, dann nähern wir uns dem Flughafen, der oben auf der Hochebene liegt. Durch diese exponierte Lage müssen wir mit einer in etwa doppelt so hohen Geschwindigkeit anfliegen. Die Luft ist so dünn, dass anderenfalls der nötige Auftrieb fehlen würde. Und diese hohe Geschwindigkeit merken wir auch beim Aufsetzen. Eine sanfte Landung fühlt sich jedenfalls anders an. Und um am Ende auch rechtzeitig zum Stehen zu kommen, wirft unser Airbus den Bremsanker mit voller Entschlossenheit. Die Anreise per Flugzeug ist sicherlich die mit Abstand spektakulärste Variante, um zum höchstgelegenen Regierungssitz dieser Welt zu gelangen.

La Paz

Als wir dann am Kofferband auf unsere Rucksäcke warten, merken wir allmählich die Höhe. Leichte Kopfschmerzen und Müdigkeit stellen sich ein. Das soll sich auch die nächsten Tage nicht mehr ändern. Wir steigen in ein Taxi und machen uns auf den Weg runter nach La Paz. Der Flughafen liegt eigentlich in der Stadt Palo Alto, die wie ein riesiger Slum bis an den Rand des Talkessels wuchert. Wir hoffen nur, nicht gleich Hauptakteure in einem weiteren Express-Kidnapping Fall zu werden, für die La Paz leider auch bekannt ist. Doch unser Fahrer schlägt den richtigen Weg ein und fährt auf eine Serpentinenstraße, die uns etwa 500 Meter weiter runter in den Talkessel bringt.

Und schließlich hält unser Taxi nach 30 Minuten und einigen ungewollten Umwegen – Taxifahrer kennen immer nur die grobe Richtung – direkt vor einem nagelneuen 20-stöckigen Hochhaus. Wir sind angekommen in unserem Airbnb Apartment im Stadtteil Sopocachi, im Süden vom Zentrum von La Paz.

La Paz

Nach nicht einmal einer Stunde werden wir von einem Freund abgeholt, der aus La Paz kommt und in La Paz wohnt. Sehr praktisch wie wir finden. Er will uns ins Krankenhaus bringen, aber nicht etwa weil wir krank sind, sondern um uns dort mit einer extra Portion Sauerstoff zu versorgen, damit wir der Höhe ein Schnippchen schlagen und wieder quietschfidel durch die Gegend hüpfen. Die Ärzte dort checken den Sauerstoffgehalt in unserem Blut und kommen zu dem Ergebnis, dass kein zusätzlicher Sauerstoff notwendig ist. Unsere Körper sollen sich langsam selbst an die Höhe gewöhnen und dazu gehören nunmal einfach Kopfweh und Müdigkeit.

Gleich am ersten Abend werden wir von unserem bolivianischen Freund zum Abendessen ins Barrio Sur geladen. Das ist die Wohngegend ganz im Süden von La Paz. Der Süden liegt auf einer niedrigen Höhe, was das Klima hier angenehmer macht. Hier wohnen die Reichen und Schönen und so sieht man auch eine prachtvolle Villa neben der anderen. Kein Wunder also, dass sich hier auch die besten und teuersten Restaurants der Stadt angesiedelt haben. Barrio Sur ist eine 20-minütige, rasante Taxifahrt vom Zentrum entfernt. Da es die meiste Zeit nur bergab geht und Bremsen vollkommen überbewertet wird, erreichen die schrottigen Taxis auf dieser Strecke nie dagewesene Höchstgeschwindigkeiten. Wir sind froh, dass jeder Taxifahrer eine fundierte Ausbildung zum Rallye Piloten besitzt und daher auch in den Kurven die Geschwindigkeit nicht drosseln muss. Würde die Fahrt auch unnötig in die Länge ziehen. Taxameter gibt es keine. Stattdessen wird mit praktischen Festpreisen gefahren. 10 Bolivianos innerhalb des Zentrums und 20 Bolivianos in den Süden. Wenn es draussen dunkel ist, werden jeweils ein paar Bolivianos mehr verlangt. Kein Wunder also, dass es die Fahrer hier immer eilig haben.

La Paz

Unser erster Eindruck von La Paz fällt dann auch anders aus, als erwartet. Wir hatten es uns hier weitaus rückständiger vorgestellt. Stattdessen ist alles fast genauso modern und hübsch, wie zuvor in Santiago. Einzig die Qualität ist überall einfacher. Statt Doppelverglasung gibt es nur dünne Scheiben, statt Wärmedämmung zieht es im 18 Stock unseres Apartments durch die Wände.

Sopocachi, die Nachbarschaft in der sich unser Apartment befindet, stellt sich in den kommenden Tagen auch als Glücksgriff heraus. Wir sind kurze 10 Taximinuten vom Zentrum entfernt, aber dafür ist die Gegend hier sehr sicher und auch sehr hübsch. Ein Supermarkt, der keine Wünsche offen lässt, befindet sich gleich um die Ecke. Am Sonntagmorgen gehen die Familien hier spazieren. Vom 18 Stock haben wir einen atemberaubenden Blick über die ganze Stadt. Auch hier wird wieder deutlich, in welch einzigartiger Lage sich La Paz befindet. Egal in welche Himmelsrichtung man schaut, überall endet der Blick an den steilen Wänden des Talkessels.

Die meiste Zeit verbringen wir dann auch in Sopocachi oder ganz unten im Süden. Nur ein paar Mal wagen wir uns hoch nach Downtown. Hier zeigt sich ein anderes Gesicht von La Paz. Es ist wuseliger. Der Verkehr ist noch schrecklicher. Viele Häuser sind von den Abgasen grau gefärbt. Das sichere Gefühl weicht einem gewissen Misstrauen. Die Zahl der Sehenswürdigkeiten hält sich in Grenzen und an einem Nachmittag sollte man alles gesehen haben, was hier sehenswert ist. Die meisten Paceños, wie die Einwohner von La Paz genannt werden, kommen hier nur ungern hin.

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Ein beliebtes Verkehrsmittel in La Paz ist die Seilbahn. Mehrere dieser Telefericos verbinden La Paz mit den höher gelegenen Teilen am Rande des Talkessels. Wir empfehlen eine Fahrt mit der gelben oder roten Linie. Von den Gondeln, die nur wenige Meter über den Häuserdächern schweben, hat man einen atemberaubenden Blick.

Apropos atemberaubend. In La Paz läuft man entweder immer bergauf, oder bergab. Ebene Strecken kennt diese Stadt nicht. In 3500 bis 4000 Metern Höhe ist man dann auch sehr sehr schnell außer Atem. Wenn man La Paz also gerne zu Fuß erkunden möchte, empfiehlt es sich, mit dem Taxi nach oben (Norden) zu fahren und von dort runter (Süden) zu laufen.

Mit ein paar Unterbrechungen haben wir insgesamt über zwei Wochen in La Paz verbracht. Wenn man sich nach ein paar Tagen an die Höhe gewöhnt hat, macht es sehr viel Spaß diese Stadt aber auch das Umland zu erkunden. Die Menschen hier sind äußerst freundlich und hilfsbereit und auch das macht den Charme von La Paz aus.

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In La Paz bietet sich Airbnb an. Selbst ganze Wohnungen sind erschwinglich und gut ausgestattet. Wir würden immer wieder im Stadtteil Sopocachi übernachten. Hier ist es wesentlich schöner und sicherer, als im Zentrum.

Wir empfehlen, an einer kostenpflichtigen Stadtführung durch La Paz teilzunehmen. Dies ist eine gute Möglichkeit, um sich einen Überblick zu verschaffen und die wichtigsten Punkte zu besuchen. In einer Gruppe macht das hier definitiv mehr Spaß – vor allem auch, weil man sich sicherer fühlt.

Jeden Sonntag gibt es ein ganz besonderes Spektakel in El Alto. Frauen – Cholitas genannt – steigen in den Ring und geben eine Wrestling Show zum Besten. Verschiedene Anbieter unternehmen Touren dorthin.
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