Ankunft auf Santa Cruz in Galapagos

Der Wecker hat uns ganz unsanft gegen 4 Uhr früh aus den Federn gerissen. Noch völlig schlaftrunken sind wir ins Taxi gefallen und brausen nun durch ein menschen- und autoleeres Quito. Für unseren Taxifahrer ist es die erste Fahrt seiner Schicht und im Gegensatz zu uns ist er hellwach und würde die Zeit am liebsten dazu nutzen, die Lebensgeschichten auszutauschen. Aber ich lehne mit meinem Kopf an der Fensterscheibe, starre hinaus ins Dunkle, beobachte die vorbei rauschenden, gelb leuchtenden Straßenlaternen und versinke in einem Trancezustand. Nicht wach, nicht schlafend. Nach ein paar einsilbigen Antworten meinerseits gibt er auf. Eigentlich tut es mir leid, aber ich bin so früh morgens einfach noch nicht in der Lage in ganzen Sätzen zu sprechen. Geschweige denn auf Spanisch. Und Manuel hat schon zu Beginn der Fahrt den Joker der Unkenntnis hervorgeholt und so getan, als würde er kein Wort verstehen. So verbringen wir die restlichen 40 Minuten Autofahrt in tiefem Schweigen.

Angekommen am Flughafen müssen wir erst einmal zum Schalter für Galapagosreisende, um unsere INGALA Migrationskarte gegen einen Aufpreis von 20 USD pro Person zu erwerben. In der Theorie funktioniert sie wie ein Ausweis, der die wichtigsten Daten über seinen Träger speichert und jederzeit vorzeigbar sein muss. In Realität ist es ein Visitenkarten großes, buntes Stück Papier, für das sich nie jemand interessiert hat. Bei der Registrierung werden zusätzlich zu den Personendaten auch die geplanten Reisedaten abgefragt. Bevor man sich hier verrückt macht, sei gesagt, dass das angegebene Rückreisedatum nicht verpflichtend ist. Sollte man seinen Rückflug umbuchen, steht dem nichts im Wege. Es gilt nur zu beachten, dass es für Europäer eine begrenzte Aufenthaltsdauer von 90 Tagen gibt, die nicht überschritten werden sollte. Ansonsten wird eine Gebühr für jeden Tag, den man länger auf den Inseln verbracht hat, fällig, die bei Ausreise zu entrichten ist.

Alles fliegt nach Galapagos
Alles fliegt nach Galapagos

Nach circa 20 Minuten anstehen, halten wir sie dann endlich freudestrahlend in den Händen und nun kann uns eigentlich nichts mehr stoppen. Naja fast. Wir müssen zusätzlich zum normalen Sicherheitscheck noch durch eine galapagosspezifische Gepäckdurchleuchtung, wo wir auf Nahrungsmittel und weitere natürliche Feinde des Ökosystems kontrolliert werden. Denn die Mitnahme von frischem Obst, Gemüse, Pflanzen, Samen, Tieren und noch vielem mehr ist strengstens verboten. Und da fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Die Banane! Voller Panik, jetzt auf den letzten Metern doch noch Probleme zu bekommen, renne ich zum nächsten Kontrolleur und erkläre ihm, dass die Banane ja keine böse Absicht gewesen sei, ich sie einfach nur in meinem kleinen Rucksack vergessen hätte. Als ihm klar wird, dass die besagte Banane in Ecuador erworben wurde, lacht er nur und erklärt mir, dass ich meine Banane behalten darf. Ich bin überrascht, aber zufrieden. Auch das ist also geschafft.

Ein letzter Blick auf Quito
Ein letzter Blick auf Quito

Nun sitzen wir am Gate und warten auf unseren Aufruf zum Boarding. Ein Blick auf die Anzeigetafel verrät, dass die Maschinen nach Galapagos hier im Halbstundentakt starten. Und irgendwann sind dann auch endlich wir an der Reihe. Ein kurzer, angenehmer Flug mit Avianca und schon sind wir da! Auf diesem Fleckchen Erde von dem uns schon so viele Menschen mit einem Strahlen in den Augen berichtet haben. Die Aufregung steigt.

Flughafen Seymour
Flughafen Seymour auf Baltra

Doch bevor wir uns an der Schönheit der Natur ergötzen können, müssen wir wieder einmal durch die Immigration. Es werden 100 USD pro Person eingefordert, aber Manuel erhält dafür immerhin einen Einreisestempel. Danach wird das ganze Gepäck ein weiteres Mal durchleuchtet und wieder scheint sich niemand für meine Banane zu interessieren. Warum habe ich die eigentlich nicht schon längst gegessen?

Aber dann ist es soweit. Wir verlassen das Flughafengebäude, die warm-feuchte Luft schlägt uns entgegen, die Sonne scheint und vor uns breitet sich ein saftig-grün leuchtender Grasteppich aus, am Horizont zeichnet sich der tiefblaue Pazifik ab und ein zartes Lüftchen sorgt für die perfekte Temperatur. Wir grinsen uns nur an. Wir steigen in einen der bereitstehenden Busse, die die Passagiere zum Fähranleger bringen, denn der Flughafen von Santa Cruz liegt auf der kleinen vorgelagerten Insel Baltra. Wir beobachten wie die meisten Mitreisenden ganz aufgeregt nach einem Menschen Ausschau halten, der ein Schild mit dem Namen ihres Boot vor sich herträgt. Wer seinen Guide gefunden hat, wird zur restlichen Gruppe geleitet und eine große gegenseitige Vorstellen beginnt. Alle lachen und strahlen. Für all diejenigen geht es heute schon auf’s Boot. Wir hingegen haben uns entschieden unseren Hinflug etwas vorzuverlegen und die ersten Tage ganz entspannt auf der Insel zu verbringen und uns mit Galapagos vertraut zu machen.

Galapagos
Kurze Überfahrt nach Santa Cruz

Am Fähranleger wartet bereits ein kleines Bötchen, um uns für den Standartobolus von 1 USD pro Person, zur circa 500 Meter entfernten Hauptinsel zu bringen. Das Gepäck wird auf’s Dach verfrachtet – ohne jede Sicherung und in meinen Gedanken sehe ich mich die nächsten 10 Tage mit ein und dem selben Outfit rumlaufen. Wir hingegen bekommen Sicherheitswesten verpasst und schon brausen wir über kristallklares, türkisblau schimmerndes Wasser. Ich schließe die Augen und lasse den Wind durch mein Haar wehen. So hatte ich mir Galapagos nicht vorgestellt, aber es hat mich schon in seinen Bann gezogen.

Pickup Taxis
Pickup Taxis

Auf der anderen Seite werden wir bereits von etlichen, weißen Pick-Up-Taxis und einigen etwas mitgenommenen aussehenden Bussen erwartet. Der Hauptort, Puerto Ayora, liegt nämlich genau auf der anderen, 40 Kilometer entfernten Seite der Insel. Laufen ist also keine Option. Während eine Taxifahrt mit 18 USD zu Buche schlägt, versuchen wir uns ganz backpackerlike am öffentlichen Bus. Ein bisschen herumfragen und schon lassen wir uns für einen Preis von 2 USD in die Sitze fallen. Die Abfahrtszeit wurde mit „in fünf Minuten“ veranschlagt. Tatsächlich warten wir, bis der Bus voll besetzt ist, was dann doch ein kleinwenig länger dauert. Aber gut. Kennt man ja mittlerweile. Und dann geht die Fahrt los. Weite Grasflächen, werden von tiefgrünen Wäldern abgelöst, als wir das Hochland erreichen.

Unser Bus nach Puerto Ayora
Unser Bus nach Puerto Ayora

Knapp eine Stunde sind wir unterwegs bevor wir Puerto Ayora erreichen. Wir durchfahren den Teil der kleinen Stadt in den sich eher selten ein Tourist verirrt und alles ist wie immer hier in Südamerika, die Häuser sind abgenutzt, die Straßen verschmutzt und alles wirkt lieblos hingezimmert. Eigentlich schade. Wir werden an einer Straßenecke rausgeschmissen, halten etwas orientierungslos das nächste Taxi an und lassen uns zu unserer Unterkunft, dem Mi Caleta Inn kutschieren. Bei einem Festpreis von 1 USD pro Fahrt im Stadtbereich ein echtes Schnäppchen.

Puerto Ayora
Das Zentrum von Puerto Ayora

Im Zimmer angekommen, wird die Klimaanlage angestellt und erst einmal eine Runde ausgeruht. Während ich mich erschöpft in die Bettdecke kuschele, stelle ich mir vor, wie die nächsten Tage wohl werden. Ich kann es kaum erwarten…

…und dann kommt das böse Erwachen. Kaum schlage ich die Augen auf blickt Manuel mich aus großen sorgenvollen Augen an. „Ich fühle mich nicht gut.“ Wie sich in den nächsten Stunden herausstellt, hat ihn wohl eine böse Erkältung erwischt. Den ersten Abend muss ich gezwungenermaßen alleine im Restaurant verbringen und bin innerlich sehr froh, dass dies nur eine Ausnahme bleiben wird. Die nächsten Tage verbringen wir hauptsächlich im klimatisierten Hostelzimmer, oder unternehmen kleine Ausflüge ins Stadtzentrum. Zu mehr sind wir körperlich einfach nicht in der Lage. Denn es kommt natürlich wie es kommen muss, keine 24 Stunden später liege auch ich flach. Danke Schatz! Unser Highlight der ersten vier Tage Galapagos wird ein Ausflug zur Tortuga Bay.

Die Tortuga Bay befindet sich circa 30 Minuten außerhalb von Puerto Ayora und ist nur über einen extra angelegten Pfad zu erreichen. Da die Bucht zum Nationalpark gehör,t unterliegt sie den allgemeinen Parköffnungszeiten von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends. Zu Beginn des Weges muss man sich in eine Liste eintragen und bei Verlassen des Parks wieder austragen. Eine Stunde vor Schließung wird niemand mehr reingelassen.

Zu Fuß starten wir von unserem Hotel. Doofe Idee, da man alleine von uns bis zum Parkeingang Minimum 30 Minuten braucht. Dann geht es einen kleinen Hügel hoch, auf dem sich das Häuschen des Parkaufsehers befindet, einem älteren, entspant aussehenden Mann, der zufrieden vor sich hin lächelt und seinen Wohlstandsbauch verträumt streichelt. Wir tragen uns in die Besucherübersicht ein und laufen los. 30 Minuten auf einem neu gepflasterten Steinpfad. Die ersten Vögle sitzen am Wegesrand und beobachten uns neugierig und ohne Angst. Wir begegnen nur selten jemandem und der dichte Bewuchs rechts und links schluckt jedes Geräusch. Man fühlt sich als wäre man völlig alleine auf dieser Insel. Und dann werden die Pflanzen plötzlich lichter und die ersten Ozeangeräusche dringen an das Ohr. Automatisch beschleunigt man seinen Schritt. Sand mischt sich in die Fugen zwischen den Pflastersteinen. Eine kleine Düne tut sich auf, nur um sofort den Blick auf den türkisfarbenen Pazifk freizugeben. Es ist atemberaubend schön.

Tortuga Bay
Tortuga Bay

Eine kleine Gruppe motivierter Surfer erholt sich gerade vom letzten Wellenritt. Wir lenken unsere Schritte nach links und kurze Zeit später sind wir völlig alleine. An einem Strand, dem Paradies entsprungen. Der Sand ist fein und weich. Fast weiß. Das Meer dahinter leuchtet in den unterschiedlichsten Blautönen und ein Pelikan läuft ganz gemächlich an uns vorbei. Schaut uns leicht genervt an und man hört förmlich seine Gedanken „Immer diese Touristen.“ Wie ein Kleinkind freue ich mich, schlüpfe aus meinen Sachen und renne in diese riesige, einladende Badewanne. Es wird geplanscht, geschwommen und getaucht.

Tortuga Bay
Tortuga Bay

Doch habe wir uns etwas spät auf den Weg gemacht, so dass wir alsbald unsere Sachen wieder zusammen suchen und uns auf den Rückweg machen. Der Abend findet einen wunderbaren Ausklang in einem wirklich leckeren Restaurant. Und morgen ist es dann soweit. Es geht endlich auf’s Boot!

 

Kategorien Ecuador Südamerika
Franzi

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Mit dem RFD Reiseblog kann ich meine größte Leidenschaft - das Reisen, mit meinem liebsten Hobby - dem Schreiben, verbinden. Neue Sprachen erlernen und die exotischen Küchen aller Welt testen. Ich bin nämlich auch ein kleines Leckermaul und ein gutes Essen kann einen blöden Tag retten. Mein nächstes großes Ziel: mein Tauchschein!

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